"Heute spreche ich zu euch, ich, eure Kirche. Besser bekannt unter dem Namen Arche." Mit diesen Worten begann Pastorin Ilka Straeck ihre Predigt vor den zahlreichen Besuchern des Gottesdienstes am 1. Advent 2018 in der Arche. Es war eine besondere Predigt an einem besonderen Tag: Die Gemeinde feierte das 40-jährige Bestehen der Arche. Pastorin Straeck hatte deshalb den Kniff gewählt, die Kirche direkt sprechen zu lassen.
So erfuhren die Gäste unter anderem, warum die Kirche, nicht wie häufig üblich, den Nmane ihrer Gemeinde trägt. Die Erklärung ist einfach: Damals durften die Gemeindemitglieder Namensvorschläge machen und die Entscheidung fiel schließlich auf Arche. "Ein Ort, an dem alle Menschen Platz finden können, genauso wie damals bei Noahs Arche", sagte Pastorin Straeck. Sie berichtete auch, dass die 1978 eingeweihte Kirche architektonisch damals zu den modernsten in Deutschland zählte. Zunächst gab es allerdings keine richtige Orgel, nur eine elektrische. "Bei zahlreichen Kirchenrallyes wurden Konfirmanden mit der Frage hinters Licht geführt, wie viele Pfeifen denn die Orgel habe", sagte die seit neun Jahren als Pastorin in Laatzen tätige Straeck augenzwinkernd.
Auch auf Kirchenglocken wurde beim Bau verzichtet, nicht aber auf einen Turm. Da die Laatzener zu Weihnachten gerne Glockengeläut hören wollten, trugen die Jugendlichen vom CVJM jedes Jahr große Lautsprecher in den Turm und spielten das Läuten vom Band ab. Vor 20 Jahren hat die Kirche schließlich eine richtige Glocke bekommen. Auch eine richtige Orgel mit vielen Pfeifen ist mitterweile eingebaut. Am Ende sagte Pastorin Straeck in ihrer Rolle als sprechende Kirche: "Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Menschen mich, die Arche, als Einladung verstehen. Mein dicker Schiffsbauch steht allen offen."
Anschließend begannen die verschiedenen Veranstaltungen zur Feier des Tages in der Arche. Die Gemeindemitglieder hatten unter anderem mehr als 20 Kuchen selbst gebacken. "Meist ist das Engagement für die Kirche in ländlichen Gemeinden größer als in städtischen. Doch hier in Laatzen ist der Zuspruch der Gemeindemitglieder wirklich beachtlich", sagte Pastorin Straeck. Die Kinder konnten sich wie Bewohner der biblischen Arche, also Tiere, schminken lassen. Zudem sorgte der Clown Michel mit seinem Auftritt für viele Lacher unter den jüngeren Besuchern. Die älteren Jugendlichen nutzten den Chilloutroom, um sich zu entspannen.
Viele Gäste besuchten auch den Turm der Kirche, wo ausgesuchte Zeitungsartikel und Dokumente von der Geschichte der Kirche berichteten. Der Historie widmeten sich in ihrem Programmpunkt auch noch einmal die ehemaligen Kirchenvorsteherinnen Magdalena Hentschel und Helma Merkel. Sie zeigten verschiedene Fotos, unter anderem von der Grundsteinlegung, an der damals auch Kinder beteiligt waren. "So hat das alles angefangen. Irgendwie toll, nicht?", sagte Merkel. Sie erinnerte an zahlreiche Projekte und Aktionen in der Gemeinde, unter anderem den sogenannten Kinderparkplatz. "Dort konnten Mütter ihre Kinder für zwei, drei Stunden abgeben, um zum Beispiel einmal in Ruhe einkaufen zu können", sagte Merkel. Sie erwähnte zudem den einsatz der heute 81-jährigen Bärbel Grützmacher, die den Musikkreis der Gemeinde mit gegründet hat und auch im Gottesdienst am Vormittag noch für die Musik zuständig war. Die Gemeindemitglieder applaudierten.
Merkel und Hentschel dankten allen Laatzenern, die sich in den vergangenen 40 Jahren für die Gemeinde engagiert haben. "In unserer Arche gibt es keinen Ort mit einem Steuer, denn wir alle bringen dieses Schiff gemeinsam voran", sagte Hentschel.
Der Tag endete mit einem Taizégottesdienst, der von Pastorin Linke und ihrem Team geleitet wurde.
Text: Tobias Lehmann, Leine-Nachrichten / Fotos: Schäfer